Promovierendenkolloquium

Die Zahl der Promovierenden an der HTWK Leipzig liegt bei knapp 100 Personen.
Aber woran wird an der HTWK Leipzig überhaupt geforscht? Womit beschäftigen sich die Nachwuchsforschenden?
Welche Ansätze und Ergebnisse liegen bereits vor?
Das Promovierendenkolloquium beantwortet diese spannenden Fragen.
Es soll ein fakultätsübergreifender Wissenstransfer gestaltet werden, um einen interdisziplinären Austausch und die hochschulweite Vernetzung voranzubringen. In einer konstruktiven Atmosphäre können die Teilnehmenden Feedback von erfahrenen Wissenschaftler*innen, Promovierenden aber auch von fachfremdem Publikum erhalten.
Es wird Raum für Fragen, Diskussionen und Networking geben.
Ablauf
Jeweils zwei Promovierende stellen ihre Arbeiten und Forschungsprojekte einem sowohl fachkundigen als auch themenexternen Publikum vor. Hier dreht sich alles um den wissenschaftlichen Austausch, das Teilen von Ideen und die Entwicklung neuer Perspektiven.
Zielgruppe
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Wir freuen uns besonders über die Teilnahme von Promovierenden, wissenschaftlich Mitarbeitenden, Postdocs, Professor*innen und Studierenden.
Zur besseren Planbarkeit freuen wir uns über eine vorherige Anmeldung.
Wer selbst den eigenen Arbeitsstand vorstellen möchte, kann sich gern per E-Mail (promovierende (at) htwk-leipzig.de) melden.
Promovierendenkolloquium am 13. Dezember 2023
13:30–15:00 Uhr | Nieperbau Raum NI 002

Dr. phil. Friederike Frieler
Fakultät Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen
Resilienzdenken in der kommunalen Wohnungspolitik
Keywords: Resilienz, Wohnen, Fallstudie, Demografie, Wohnungsmarkt
Welche Rolle spielt Wohnungspolitik im Kontext urbaner Resilienz?
Im Ringen um urbane Zukünfte stellt sich die Frage nach einem krisenfesten und zugleich an sozialen Bedarfen orientierten Wohnungsbestand.
Sie lässt sich nicht lösen, ohne die komplexen Zusammenhänge demografischer,sozioökonomischer und ökologischer Krisen zu beachten. Dennoch wurden Resilienz und Wohnungspolitik auf wissenschaftlicher Ebene bislang kaum zusammenhängend diskutiert. Diese Lücke gilt es konzeptionell wie empirisch zu schließen.
Die Stadt Leipzig hat mit extremen Entwicklungen von Demografie und Wohnungsmarktlagen seit 1989 umzugehen. Anhand der wohnungspolitischen Konzepte der Stadt Leipzig und kontextualisierender Expert:inneninterviews untersucht Friederike Frieler in einer Fallstudie fünf Prinzipien resilienten Wohnens: Sicherheit, Geeignetheit, Bezahlbarkeit, Ressourceneffizienz und soziale Integration. Über den Begriff des Resilienzdenkens zeigt sie, wie sich Manifestationen dieser Prinzipien in politischen und planerischen Entscheidungsprozessen erkennen lassen. So ermöglicht das Konzept über den Einzelfall hinaus, Resilienzprinzipien in lokaler Wohnungspolitik zu erforschen und sie letztlich in der Praxis bewusst zu verfolgen.

Robert Fromm, M. Sc.
Fakultät Ingenieurwissenschaften
Kontinuierlicher Empfangsbetrieb von drahtlosen Sensorknoten durch den Einsatz von Wake-Receivern
Keywords: Funkübertragung, drahtlose Sensornetzwerke, Wake-up Receiver
Drahtlose Sensornetzwerke (engl. wireless sensor network – WSN) gewinnen sowohl in der Forschung als auch in der Industrie immer mehr Bedeutung. Die Verwendung von kleinen Batterien zum Betrieb der Sensorknoten ist meist unerlässlich. Aufladen oder Ersetzen der Batterien ist nur mit extremem Aufwand möglich. Daher muss der Strombedarf dieser Sensorknoten auf ein Minimum reduziert werden, um eine Laufzeit über mehrere Jahre zu gewährleisten. Auf der anderen Seite ist der Energiebedarf um circa Faktor 1000 größer, der benötigt wird, um den Sensorknoten dauerhaft in Empfangsbereitschaft zu halten. Die bisher verwendete Lösung sieht vor, die Empfangsintervalle des Sensorknotens einzuschränken. Jedoch wird dadurch die Latenzzeit des gesamten Sensornetzwerks deutlich erhöht.
Der Fokus des Promotionsvorhaben liegt auf sogenannten Wake-up Receiver. Dies sind zusätzliche Empfängerschaltungen, die im Sensorknoten verbaut werden und einen Energiebedarf von circa 10 µW aufweisen. Diese Wake-up Receiver können mit verschiedenen Komponenten, Strukturen und Prinzipien aufgebaut werden. Wünschenswert ist es, einen geringstmöglichen Energiebedarf und eine Empfindlichkeit nahe den herkömmlichen Transceivern zu erreichen. Außerdem darf die Latenzzeit gewissen Grenzen nicht überschreiten, um immer noch einen Vorteil zur Kommunikation ohne Wake-up Receivern aufzuweisen. Weitere wichtige Parameter sind die Adressierbarkeit, Zuverlässigkeit, Störunempfindlichkeit und Schaltungsaufwand.
Promovierendenkolloquium am 15. November 2023
13:30–15:00 Uhr | Nieperbau Raum NI 002

Lukas Burgmaier, M. Sc.
Fakultät Ingenieurwissenschaften
Smart Transformer auf Mittelspannungsebene für ein stabiles Stromnetz
Mit den heutigen Netzen der elektrischen Energieversorgung kann die Energiewende nicht gelingen. Das Netz der Zukunft muss neben der elektrischen Verbindung auch digital vernetzt sein. Informationen über den Netzzustand und seine Auslastung führen zu einer besseren Ausnutzung der Übertragungskapazität und können so ggf. einen zusätzlichen Netzausbau überflüssig machen.
Die intelligente Regelung ist der erste Teil, den ein Smart Transformer ausmacht. Im Promotionsvorhaben wird der zweite Teil, die technische Realisierung dieser zusätzlichen Funktionen eines Mittelspannungs-Niederspannungstransformators, untersucht – der so genannte Solid-State Transformer. Das Ziel: Die mit moderner Leistungselektronik ausgestatteten Transformatoren sind leichter, kleiner und somit günstiger als ihre Vorgänger. Der Fokus liegt hierbei auf der DC/DC-Stufe, die für die Isolation von Primär- und Sekundärseite notwendig ist. Im Mittelfrequenzbereich arbeitet der Transformator mit einer 1.000 bis 10.000 mal höheren Frequenz als ein konventioneller Transformator. Diese Dimension stellt die Mittelspannungsisolation (15 kV) vor besondere Herausforderungen.

Philipp Johst, M.Eng. M.A.
Fakultät Ingenieurwissenschaften
Untersuchung der Eignung von ausgemusterten Faserverbundstrukturen für verschiedene Kreisläufe im Kontext eines zirkulären Wirtschaftssystems
Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) ist eine zentrale Strategie der Europäischen Union, um die langfristigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dieser Wandel erfordert den verstärkten Einsatz von Leichtbauwerkstoffen, insbesondere in energieintensiven Branchen wie der Windenergie. Die Entsorgung und Wiederverwendung von Faserverbundwerkstoffen (FVW) stellt jedoch eine große Herausforderung dar, da bestehende Technologien für das Recycling nicht ausreichend umweltfreundlich oder wirtschaftlich attraktiv sind. Die anstehende Entsorgung von Windkraftrotorblättern (WKR), die zu einem großen Teil aus FVW bestehen, wird voraussichtlich rapide ansteigen, was die Bedeutung der Kreislaufführung dieser Materialien unterstreicht.
Das Promotionsvorhaben hat zum Ziel, einen detaillierten Einblick in den Zustand ausgedienter (End-of-Life, EoL) WKR-Strukturen zu gewinnen und Möglichkeiten der Wiederverwendung und des Aufbaus geschlossener Stoffkreisläufe zu untersuchen. Dazu werden Methoden entwickelt, um den Zustand von EoL-WKR-Materialien präzise zu bewerten und Materialeigenschaften zu erfassen. Dies schließt zerstörungsfreie Prüfungen wie Ultraschallprüfung, aber ggf. auch zerstörende Prüfmethoden ein.
Darüber hinaus sollen Modelle zur Beschreibung der Eigenschaftsdegradation von WKR-Strukturen entwickelt werden, um Vorhersagen über das Verformungs- und Versagensverhalten von wiederverwendeten WKR-Materialien treffen zu können. Dies ist entscheidend für die Eignungsbewertung von WKR-Strukturen im Hinblick auf ihre Wiederverwendung in der Kreislaufwirtschaft. Die Forschung zielt darauf ab, ein besseres Verständnis für die Schädigungsmechanismen von FVW im EoL-Zustand zu gewinnen und zuverlässige Kriterien für die Qualitätsbewertung zu entwickeln.
Von diesem Forschungsvorhaben werden wichtige Erkenntnisse zur nachhaltigen Wiederverwen-dung von FVW-Materialien erwartet, die einen Beitrag zur Reduzierung von Abfallströmen leisten können. Das Vorhaben soll dazu beitragen, die Ziele der Kreislaufwirtschaft zu erreichen und die Umweltauswirkungen zu minimieren, indem ein Weg aufgezeigt wird, wie wertvolle Materialres-sourcen in zukünftigen Leichtbauanwendungen wiederverwendet werden können.